top of page

Augustinerkirche Erfurt

Gestaltung des Innenraumes der Augustinerkirche in Erfurt

Die Augustinerkirche ist Teil des Augustinerklosters zu Erfurt, einer bedeutenden Lutherstätte, in dem Martin Luther prägende Jahre als junger Mönch verbrachte, bevor er in Wittenberg wenig später seine Thesen zur Reformation anschlug. Der Entwurf soll den Kirchenraum stärker als bisher als authentischen Lutherort erkennbar machen. 

 

Klären & Ordnen des Raumes

Gemäß Martin Luther soll die Kirche als Versammlungsraum die einfache schlichte Gestalt der ‘nach Gottes Wort reformierten’ Gemeinde sein, dessen Schönheit nicht im Schmuck, sondern im reinen Verhältnis der Maße, des Lichtes und der Tönung liegt.

 

Der Kirchenraum wird geklärt und neu geordnet. Die Pfeiler, Fenster- und Türumrahmungen werden dem hellen Farbton der Wandoberflächen angeglichen. So wirkt der Raum puristisch, hell und einladend und seine charakteristische Grundstruktur wird stärker erfahrbar. Die archaisch anmutende Holzverschalung der Spitztonnendecke bleibt erhalten und wird hell lasiert. Durch die Begrenzung nach oben wächst der Raum nicht in den Himmel und vermittelt Geborgenheit. Auch die von Theo Kellner eingebauten unterschiedlichen Steinbeläge und die Schwalbennestorgel bleiben erhalten und markieren weiterhin den Übergang vom Hauptschiff zum Chorraum.

 

Konzentration auf die Liturgie

Der Raum konzentriert sich auf die 3 Prinzipalstücke, die in Lutherkirchen von zentraler Bedeutung sind: Kanzel oder Ambo (Lesepult), von dem die Predigt erfolgt, Altar für die Abendmahlsfeier und Taufstein. Der zentrale Altar vor der Ostwand bleibt erhalten. Die vorhandene Kanzel und das Kastengestühl werden zurückgebaut. Statt dessen steht der neue Ambo in der Mitte der Versammlung im Chorraum. Die neuen Eichenstühle und -bänke reihen sich kreisförmig darum und ermöglichen so nach dem Prinzip Luthers die innere Orientierung auf den Gottesdienst.

Der Taufstein bleibt an dem vorhandenen Ort erhalten und definiert hier weiterhin einen Ort der Kontemplation. Ein neuer abgestufter Kerzenaltar dient als zusätzlicher Raumteiler.

 

Musikkirche & Veranstaltungsort

Während sich der Raum für die Liturgie nach Osten ausrichtet, erfolgt die Ausrichtung auf weltliche Veranstaltungen (Chorkonzerte) vorrangig nach Westen. Hier wird die vorhandene Orgelempore einschließlich der Treppe vollständig entfernt und eine neue Empore mit Chor- und Sitzpodesten in Form einer Tribüne eingebaut. Die Empore überdacht und umschließt gleichzeitig den neuen Windfang.

 

Die Tribüne ist ausfahrbar: Bei Chorkonzerten wird der zentrale Teil der Tribüne über ein Schienensystem in die Mitte geschoben, so dass eine durchgängige Aufstellfläche für den Chor entsteht. Bei anderen Veranstaltungen und Gottesdiensten ist die Tribüne eingefahren und die Podeste können als Sitzmöglichkeit benutzt werden. 

 

Licht und Ausstattung​

Das Lichtkonzept folgt der Entwurfsidee der Reduktion und der Hervorhebung der charakteristischen Grundstruktur der Kirche und markanter Elemente wie die Farbglasfenster. Vertikale Raumbegrenzungen (Wände) reflektieren das im Inneren der Kirche erzeugte Kunstlicht und konstituieren somit die räumliche Wahrnehmung der Architektur. Ausgewählte einzelne Farbglasfenster im Chorraum werden von außen mittels präzise begrenzter Profilscheinwerfer beleuchtet, so dass erstmals auch bei außen herrschender Dunkelheit das diaphane Wirkungsprinzip im Inneren der Kirche erlebbar wird und sich die Fenster fast magisch aus den Wand- und Fensterflächen lösen.

 

Für die Bestuhlung ist ein variables Konzept aus kurzen Bänken und Stühlen vorgesehen, die stapelbar und zusammensteckbar sind. Die Materialität folgt dem puristischen Prinzip: sämtliche neuen Einbauten, Türen und Möbel sind aus Eichenholz. Die flächigen Elemente werden strukturiert mit einem Ornament in der abstrakten Form einer fünfblättrigen Blume - ein subtiler Verweis auf die Lutherrose.

 

Planung: 2021

Leistungsphasen: Realisierungswettbewerb

Auftraggeber*in: Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt

bottom of page